04.04.2025 - 11:57

Interview mit WS Reformer – Gewinner des hy-fcell Awards 2024 Kategorie Products & Markets

„Schneller und flexibler Zugang zu Wasserstoff – unabhängig von Pipelines“. WS Reformer setzt auf Ammoniak als kohlenstofffreien Wasserstoffträger und entwickelt eine dezentrale Crackerlösung, die einen schnellen und flexiblen Zugang zu Wasserstoff ermöglicht – unabhängig von bestehenden Pipeline-Infrastrukturen.

Im Interview spricht Hans-Peter Schmid, Geschäftsführer von WS Reformer, über die technologischen Herausforderungen bei der Wasserstoffreinigung, die Rolle von Ammoniakimporten im internationalen Kontext und das enorme Skalierungspotenzial ihrer Lösung. Außerdem gibt er einen Ausblick, welche politischen und wirtschaftlichen Weichenstellungen jetzt notwendig sind, um Wasserstoff effizient in Industrie und Mobilität zu bringen.

Ihr Projekt setzt auf Ammoniak als kohlenstofffreien Wasserstoffträger und entwickelt eine dezentrale Crackerlösung. Warum ist das ein entscheidender Schritt für die Wasserstoffwirtschaft?

Grundsätzlich eröffnet unsere Technologie dort große Chancen, wo es keine Wasserstoffleitungen gibt – oder auch perspektivisch keine geben wird. In anderen Worten: Wir ermöglichen eine effiziente Defossilisierung durch einen flüssigen Energieträger, der sich mit bestehenden Transportmitteln – ob per LKW oder Bahn – verteilen lässt.

Die Skalierbarkeit von Wasserstofftechnologien ist entscheidend für die Energiewende. Welche Märkte profitieren besonders von Ihrer dezentralen Crackerlösung?

Das hängt stark vom Preis für nichtfossilen Ammoniak ab – und natürlich beginnt jede Skalierung im Kleinen. Wichtig ist: Im Kraftstoffsektor liegt die Preisparität zu Diesel bei etwa 10 €/kg Wasserstoff. In industriellen Anwendungen, insbesondere bei Prozesswärme, liegt diese Schwelle um den Faktor 3 bis 5 niedriger. Daraus ergibt sich klar, wo man starten sollte. Leider ist das industrie- und energiepolitisch bislang nicht konsequent verfolgt worden.

Ihr Cracker basiert auf einer modularen Bauweise mit innovativer Pd-Membrantechnologie. Welche technologischen Herausforderungen mussten Sie bei der Entwicklung bewältigen?

Ganz ehrlich: Wir sind noch mittendrin. Gemeinsam mit unseren Technologiepartnern arbeiten wir daran, die optimale Lösung zu entwickeln und zu demonstrieren. Das erfordert erhebliche Investitionen – bei der Pd-Membran vor allem in das Fertigungs-Know-how, bei uns in die Prozessentwicklung. Am Ende hängt alles an den richtigen Menschen.

Der Markt für grünen Wasserstoff wächst rasant. Welche Rolle spielt Ihre Technologie im internationalen Kontext, insbesondere mit Blick auf Wasserstoffimporte aus Übersee?

Hier sprechen wir über den Import von Wasserstoffderivaten – wie Ammoniak – in großen Mengen. Die Rückverwandlung am Hafen in zentralen Crackern bedeutet gewaltige Investitionen in Großanlagen und entsprechende Pipelineinfrastruktur. Das dauert – und der Wasserstoff landet dadurch lange nicht bei mittelständischen Unternehmen oder H₂-Tankstellen, etwa in Baden-Württemberg oder Bayern. Unsere Technologie bietet hier eine echte Alternative: Man kann früher und dezentral mit Wasserstoff starten.

Wie geht es weiter bei Ihnen? Können wir bald mit einer kommerziellen Umsetzung Ihrer Technologie rechnen?

Wir arbeiten bereits mit einem Kunden, der Systeme zur dezentralen Stromversorgung auf Basis von Ammoniak entwickelt und auf den Markt bringen wird.

Für die nächsten Jahre sehe ich zwei mögliche Szenarien:

Szenario 1: Die Klimaschutzanstrengungen stagnieren, CO₂-Preise bleiben niedrig – dann wird die Wasserstoffbranche in Europa kaum vorankommen, und China wird seinen technologischen Vorsprung weiter ausbauen.

Szenario 2: Die CO₂-Preise steigen spürbar, der Druck zur Defossilisierung wächst – dann ist der Weg frei für echte Innovation. In einem solchen, wettbewerbsgetriebenen Umfeld wird sich die beste Technologie durchsetzen. Und darauf sind wir vorbereitet.

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