20.11.2025 - 14:00

Vegane Küche 2025: Gewürzkompetenz, Produktinnovation und Effizienz als Erfolgsfaktoren in der Gastronomie

Pflanzliche Küche ist längst kein Randthema mehr, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor in Hotellerie und Gastronomie. Wir beleuchten, wie Betriebe mit geschmacklicher Tiefe, präziser Würze und effizienten Produktlösungen auf den Wandel reagieren.

Die pflanzenbasierte Küche hat sich von einem kurzfristigen Trend zu einer festen Säule professioneller Gastronomie entwickelt. Für Küchenbetriebe bedeutet das vor allem eines: Geschmack, Technik und Effizienz müssen neu gedacht werden. Gefragt ist kein Ersatzdenken, sondern ein eigenständiges Aromakonzept, das pflanzliche Komponenten als gleichwertige kulinarische Basis versteht.

Würze verleiht Charakter statt Kopie“, betont Christina Luger (Lounge 81, Steiermark). Ersatzprodukte seien zwar praktisch, doch sie ersetzen selten Tiefe und Vielschichtigkeit. Hier kommt die Gewürzkompetenz ins Spiel. Die Inhaberin und Küchenchefin der Lounge 81 gibt in ihrem Restaurant regelmäßig Kochkurse – mit Fokus auf Aromen, Texturen und gelegentlich ganz auf die rein vegane Küche. Pascal Haag, Autor des Buches Spice Up, formuliert es so: „Gewürze beleben, verbinden und heben vegane Gerichte auf Signature-Niveau.“ Entscheidend sei, Aromen bewusst zu strukturieren: Umami, Säure, Rauch und Crunch bilden das Fundament einer überzeugenden pflanzlichen Küche.

Geschmackstiefe als zentrales Gestaltungselement

Tierische Produkte liefern von Natur aus Fett, Umami und Textur. In der pflanzlichen Küche entsteht Tiefe durch gezielte Kombination: Shiitake, Kombu, Miso, Tomaten- oder Zwiebelpulver, schwarzer Knoblauch und Hefeflocken sorgen für Rundung und Volumen. Tamarinde, Sumach oder Zitruszesten verleihen Frische, während geräuchertes Paprikapulver oder Rauchsalz Grillaromen und Tiefe erzeugen.

Textur wiederum entsteht durch bewusste Gegensätze: cremige Pürees, die mit Dukkah, gerösteten Saaten oder karamellisierten Zwiebeln ergänzt werden. Luger erläutert: „Ohne Fasern oder Bindegewebe braucht das Gericht Spannung. Knusprige Elemente heben Cremiges erst richtig hervor.“ Gewürzmischungen wie Za’atar (Thymian, Sumach, Sesam) oder Shichimi Togarashi (Chili, Nori, Sansho) bieten einfache Möglichkeiten, Komplexität zu schaffen. Sie verleihen pflanzlichen Gerichten Struktur, ohne sie zu überladen.

Beispiel aus der Praxis: Das Bonvivant in Berlin

Das Bonvivant Cocktail Bistro in Berlin zeigt, wie vegane Küche in der Spitzengastronomie gedacht werden kann. Küchenchef Nikodemus Berger hat die Abendkarte vollständig pflanzlich ausgerichtet und klassische Techniken neu interpretiert: Aquafaba-Mayo mit Vadouvan, „käsige“ Noten durch geröstete Backhefe oder Baiser aus Kartoffelprotein.

Durch die selbstgewählte Beschränkung konnten wir ein neues Maß an Kreativität erreichen“, so Berger. Inhaber Jules Winnfield ergänzt: „Unsere Gäste sollen nichts vermissen – sie sollen staunen.“ Das Beispiel zeigt, dass pflanzliche Küche vor allem dann überzeugt, wenn sie nicht auf Verzicht, sondern auf sensorische Präzision setzt – mit reduzierten Grundsaucen, konzentrierten Fonds und charakteristischen Gewürz-Finishes.

Drei Produktinnovationen, die zeigen, wie pflanzliche Küche heute funktioniert

Von effizienter Menüplanung über nachhaltige Fettalternativen bis hin zu präziser Würze – die pflanzliche Küche entwickelt sich 2025 vom Trend zur praxisnahen Strategie. Drei Beispiele aus der Branche verdeutlichen, wie sich Genuss, Effizienz und Nachhaltigkeit verbinden lassen.

1. Knorr Professional High Convenience (vegan, TK)

Konzept: Fertig zubereitete, vollständig pflanzenbasierte Gerichte als Basis für individuelle Weiterverarbeitung.
Vorteile: Planbare Kalkulation, kurze Regenerationszeiten, geräteunabhängige Anwendung (Kombidämpfer, Ofen, Topf, Mikrowelle).
Sortiment: Grünes, rotes und gelbes Curry, Indisches Linsen-Dal, Bohnen-Süßkartoffel-Chili, Mediterranes Tomaten-Ragout, Paprika-Tomaten-Sugo mit pflanzlichen Bällchen.

Effizienz und Kalkulation: Pflanzlich im Tagesgeschäft

Neben Geschmack spielt auch die operative Stabilität eine zentrale Rolle. Durch modulare Menüstrukturen lassen sich pflanzliche Gerichte flexibel anpassen: Eine Basis aus Gemüse, Getreide oder Hülsenfrüchten kann sowohl als eigenständiges Gericht als auch als Ergänzung im flexitarischen Konzept funktionieren. „Wir laden zu einer kulinarischen Weltreise ein – authentisch gewürzt, vollständig pflanzenbasiert“, erklärt Daniel Kogoj, Culinary Fachberatung UFS und für Stefanie Sommerauer, UFS Österreich ist es noch so viel mehr: „High Convenience ist unsere Antwort auf Fachkräftemangel und Zeitdruck.High-Convenience-Komponenten ermöglichen einen kalkulierbaren Grundaufbau, während regionale Finishes – etwa Kräuteröle, fermentierte Chilis oder Dukkah – individuelle Handschrift verleihen. So bleiben Produktionszeiten gering, die Kalkulation stabil und das Ergebnis konsistent.

2. Eleplant (Bunge): Pflanzliche Butter-Alternative

Neu: Rezeptur mit Sheafett statt Kakaofett → 84 % geringerer CO₂-Fußabdruck gegenüber Butter.
Eigenschaften: 79 % Fett, gluten- und laktosefrei, ohne Palmöl und Konservierungsstoffe. Rohstoffe aus zertifizierten Lieferketten.
Verwendung: 1:1 wie Butter in Sauce Hollandaise, Mürbeteig, Brioche, Blätterteig, sowie zum Braten und Frittieren.
Die Vorteile von Eleplant liegern auf der Hand: Geschmack, Konsistenz und Anwendung wie Butter – mit deutlich besserer Klimabilanz“, so Harald Guimaraes, Bunge Hilter.

Würze als strategisches Werkzeug

Pascal Haag empfiehlt, ganze Gewürze zu verwenden und erst kurz vor dem Einsatz zu mahlen, um Aromen bestmöglich zu bewahren. Nachhaltigkeit, Bioqualität und faire Handelsstrukturen gewinnen auch bei Gewürzen an Bedeutung. Neben klassischen Sorten entwickeln sich individuelle Mischungen zu Profilmerkmalen: etwa „Green Umami“ (mit Hanfsamen und Schabzigerklee), „Duft des Orients“ (mit Kurkuma, Kreuzkümmel und Rosenblüten) oder „Café de Paris“ (als vegane Buttermischung für Gemüse). Luger verweist zudem auf fermentierte Zutaten als natürliche Aromaverstärker – von Gochujang über Pilz-Dashi bis zu Rhabarber-Kimchi. Auch vermeintlich ungewöhnliche Kombinationen wie Sellerie mit Tonkabohne oder Kürbis mit Ras el Hanout und Kaffee zeigen, wie stark Gewürze die Identität eines Gerichts prägen können.

3. Kotányi Gourmet „Kala Namak fein“

Eigenschaft: Veganes „Ei-Aroma“ mit natürlich rauchig-schwefliger Note.
Anwendung: Für Tofu-Scramble, vegane Mayonnaise, Kartoffelgerichte oder Pürees als Finishing Salz.
Tipp: Sparsam dosieren und mit frischer Säure (Limette, Sumach) balancieren.
Mehrwert: Präzises Aromaprofil statt Ersatzcharakter – ideal für pflanzliche Brunch- und Breakfast-Konzepte.

Fazit für die Branche:

Pflanzliche Küche wird zur zentralen Disziplin der gastronomischen Zukunft – nicht aus ideologischen, sondern aus ökonomischen und kulinarischen Gründen. Wer Aroma, Textur und Effizienz vereint, kann Gäste überzeugen und zugleich Ressourcen schonen.

Das Zusammenspiel aus Gewürzkompetenzfermentierten Komponenten und produktiver Convenience bildet dabei das Fundament moderner Küchenstrategien. In Kombination mit innovativen Produkten wie EleplantKotányi Kala Namak oder der Knorr Professional High-Convenience-Range entsteht ein Werkzeugkasten, der Genuss, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit verbindet.

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