15.12.2022 - 14:25

Zeitgemäße Bildung: Lernen für die Zukunft

Schon immer mussten Bildungseinrichtungen auf eine unbekannte Zukunft vorbereiten. Neu sind die Geschwindigkeit und Tragweite gesellschaftlicher Veränderungen. Mehr denn je müssen sich Schule und Co. an aktuellen Herausforderungen messen und ihre Entwicklung als Prozess begreifen.

Ob neue Prüfungsformate, gesellschaftlicher Wertewandel oder Herausforderungen wie die Corona-Pandemie: Wer im Bildungsbereich arbeitet, sollte wachsam und offen für zeitgemäße Diskurse und Veränderungsprozesse sein, Methoden und Inhalte der eigenen Arbeit laufend, aber sinnvoll anpassen. Das bedeutet heute natürlich auch, das Thema Digitalität aktiv und mit Augenmaß zu gestalten.

Dass zeitgemäße Bildung ein nie abgeschlossener Prozess ist, lässt sich gut am digitalen Lernen beobachten. Bei der Umsetzung an Schulen und Berufsschulen lag der Fokus lange starr auf der Technik, die Erwartungen waren hoch und – teilweise bis heute – diffus. Der konkrete Einsatz im Fachunterricht sei noch immer „die größte Herausforderung; Lehrkräfte müssten daher in Fortbildungen lernen, „was Digitalisierung konkret für ihr Fach und ihre Jahrgangsstufe bedeutet“, konstatiert Prof. Julia Knopf im Interview mit dem Magazin „Einfach.Digital.Lernen“. Die Leiterin des Lehrstuhls Fachdidaktik Deutsch Primarstufe an der Universität des Saarlandes und geschäftsführende Leiterin des Forschungsinstituts Bildung Digital stellt über die Plattformen „school to go“ und „Lesen to go“ Checklisten und Tipps zur Verfügung, auch für nützliche Apps. Knopf plädiert zudem für eine bundesweite Zertifizierungsstelle, „die geeignete digitale Inhalte empfiehlt und zum Download zur Verfügung stellt oder eine Handreichung zur Unterstützung bei der Auswahl bietet“ – neben gezielten Fortbildungen also ein weiteres Hilfsangebot für Lehrkräfte.

Reformbedarf erkennen und umsetzen
Gute zeitgemäße Bildung kann nicht nur Aufgabe von Lehrkräften oder Schulen sein. An den großen Stellschrauben sitzt noch immer die Bildungspolitik. Als jüngst die Ergebnisse des aktuellen IQB-Bildungstrends veröffentlicht wurden, ließ sich in erster Linie ein klarer Abwärtstrend feststellen. Bei Viertklässlern haben sich die Kompetenzen in Deutsch und Mathematik im Vergleich zu 2011 und 2016 deutlich verschlechtert. Besonders bedenklich: Der soziale Hintergrund der Kinder hat einen wachsenden Einfluss auf ihren Bildungserfolg. Doch nicht alle Bundesländer haben sich verschlechtert. Gerade Hamburg – ein Stadtstaat, in dem jedes zweite Kind aus einer Familie mit Zuwanderungshintergrund stammt – hat gegenüber den letzten Erhebungen mithilfe einiger Veränderungen beeindruckend aufgeholt: Hier werden Kinder inzwischen 1,5 Jahre vor der Einschulung auf mögliche Defizite untersucht und bekommen bei Bedarf eine verpflichtende vorschulische Förderung. Schulen in „belasteter“ sozialer Lage erhalten nach einem Sechs-Stufen-Plan gezielt Unterstützung; schwache Schülerinnen und Schüler können an sogenannten Lernferien teilnehmen; alle Hamburger Schulen sind seit 2012 Ganztagsschulen. Die Liste der hanseatischen Learnings ließe sich fortsetzen. Lernen als lebenslanger Prozess – das gilt auch für Bildungspolitik.

Lernen in der Gegenwart – für die Zukunft
Doch bei der Einführung der Ganztagsschule, gezielter Förderung oder auch beim digitalen Lernen hört es natürlich längst nicht auf. Welche Kompetenzen in Zukunft wichtig sein werden, diese Frage stellt sich nicht nur für die Arbeit an Schulen, Universitäten und Berufsschulen, sondern auch in Kitas: „Kinder, die derzeit den Kindergarten besuchen, werden ihre Ausbildung nach 2045 beenden, in eine völlig veränderte Welt eintreten und Berufe ausüben, die noch entwickelt werden müssen“, schreibt Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis in einem Gastbeitrag für „Meine Kita“. Einen prominenten Status unter den Zukunftskompetenzen schreibt der Frühpädagoge und didacta-Chefredakteur dabei der Kreativität zu, die „ein guter Prädiktor für zukünftige schulische Leistungen“ sei. Interaktionen in der Kita böten unzählige Möglichkeiten, um Kreativität zu stärken. Diese zu erkennen und systematisch zu nutzen, sei „Aufgabe für jede Fachkraft, die kindliche Kreativität stärken möchte“. Die generelle Debatte um Zukunftskompetenzen an Bildungseinrichtungen sieht Pädagoge Fthenakis dabei als „Welt umspannend, in vollem Gang und nicht abgeschlossen“ an. Sie weiterzuführen ist Aufgabe von Wissenschaft, Praxis, Wirtschaft und Politik – nicht zuletzt im bilateralen Austausch oder in Plenumsdiskussionen bei Kongressen und Messen. 

Über die didacta - die Bildungsmesse
Vom 07. bis 11. März 2023 führt die didacta als weltweit größte und Deutschlands wichtigste Bildungsmesse wieder Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Stuttgart zusammen.

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Nähere Informationen zu den Veranstaltungen der didacta 2023 finden Sie unter www.didacta-messe.de und www.facebook.com/didacta-messe.

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