22.11.2023 - 10:00

BDG gibt Startschuss für CO2-Kalkulationstool

Europa will klimaneutral werden; und die deutsche Gießerei-Industrie transformiert ihre Prozesse, um CO2-einzusparen. Als Gründungsmitglied der FRED GmbH hat der Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie ein CO2-Kalkulationstool mitentwickelt, das auf die Prozesse in Gießereien zugeschnitten ist. Mit dem die Betriebe den CO2-Footprint von Produkten und Unternehmen kalkulieren und ihre individuelle Dekarbonisierungsstrategie entwickeln können. Jetzt hat FRED laufen gelernt.

Innovationsfähigkeit, Flexibilität und Pragmatismus gehören seit jeher zur DNA der Gießerei-Industrie. Mit FRED können die Unternehmen sich jetzt auch für die Zukunft und die aktuellen Herausforderungen fit machen. Letzter Anstoß für den Startschuss waren verbesserte Funktionen und eine erhöhte Nutzerfreundlichkeit des CO2-Kalkulationstools, dazu regelmäßige Live-Demos, User- Sprechstunden und User-Treffen – alles buchbar auf der Homepage der FRED GmbH. „Mit dem August-Release haben wir FRED auf das nächste Level gehoben“, freut sich die FRED GmbH auf LinkedIn. Über www.fred-footprint.de können Gießereien sich informieren und FRED ordern.

Expertenwissen als Basis
Hinter FRED stehen der Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG), der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM), der Deutsche Schraubenverband (DSV), die Eisendraht- und Stahldrahtvereinigung (ESV), der Industrieverband Massivumformung (IMU), der Verband Technische Kunststoff-Produkte (TecPart) und der Verband der Deutschen Federnindustrie (VDFI), die die FRED GmbH 2022 gegründet haben. Seit August ist der Zentralverband Oberflächentechnik (ZVO) neuer Partnerverband. Der Fachverband Metallwaren- und verwandte Industrien (FMI) ist seit Oktober neuer Kooperationspartner. Die Zulieferverbände setzen auf diese Weise mit einem zertifizierten und allgemein anerkannten CO2-Kalkulationstool die Standards, statt nur auf Kundenanforderungen oder Vorgaben von unterschiedlichen Dienstleistungs- und IT-Konzernen zu reagieren.

Denn die OEMs – gerade im Fahrzeug-, Maschinen- und Anlagenbau – machen im Rahmen ihrer Unternehmensstrategien zur CO2-Reduzierung den Product Carbon Footprint (PCF) von zugelieferten Produkten immer öfter zur Lieferbedingung. Von Gießereien werden deshalb in zunehmendem Maße konkrete PCFs für ein geliefertes Gussprodukt verlangt. „Wenn Sie von Ihren Kunden und anderen Stakeholdern nach einem produktspezifischen Carbon Footprint gefragt werden – mit FRED lässt sich dieser prozessscharf und zertifiziert ermitteln“, freut sich Elke Radtke, BDG-Referentin Umwelt und Arbeitsschutz. Sie hat die Entwicklung von FRED für den BDG begleitet.

Strategische Unternehmensplanung über das Produkt hinaus
Elke Radtke ist von FRED überzeugt, vor allem weil die Betriebe mit dem Tool noch einen Schritt weiter über das reine Produkt hinaus gehen können. Gießereien können mit FRED auch ihren Corporate Carbon Footprint (CCF) ermitteln. Auf Grundlage des individuell ermittelten CCFs können die Unternehmen dann ihre gesamte Dekarbonisierungsstrategie aufbauen. Denn der CCF macht sichtbar, an welcher Stelle der Fertigung das meiste CO2 generiert wird. „Der CO2-Fußabdruck für den Standort bildet die unerlässliche Basis für die Konzeptionierung einer Transformationsstrategie“, erläutert die BDG-Referentin und führt weiter aus: „Mit FRED können diverse Szenarien zur Minderung von Treibhausgasemissionen durchgespielt werden, um die effektivsten Hebel hierfür zu identifizieren.“ Ein Beispiel hierfür ist die Kalkulation der fiktiven Nutzung von grünem Strom anstelle des in Deutschland üblichen Strommixes.

Das Besondere an FRED
Dass mit FRED auch prozess- und standortspezifische CO2-Minderungspotenziale identifiziert werden und als Grundlage für die Dekarbonisierungsstrategien eines Unternehmens genutzt werden können. ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber anderen Footprint-Rechnern. Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal des CO2-Kalkulationstools ist außerdem eine Referenzdatenbank mit industriellen Echtdaten zu Energie- und Materialverbräuchen. Auf diese Sekundärdatenbank können die Betriebe zurückgreifen, wenn sie noch nicht über eigene Angaben bei bestimmten Prozessen verfügen. Sie liefert die Benchmarks für eigene Primärdaten und überbrückt temporär Datenlücken, bis eigene Daten zur Verfügung stehen.

Potenzieller Standard der Zulieferbranche – zertifiziert
Für FRED haben sich mehrere Verbände der Zulieferindustrie zusammengeschlossen, um ihre Betriebe bei der Angabe von belastbaren Aussagen zum CO2-Footprint ihrer Produkte zu unterstützen, die von den OEMs immer häufiger gefordert werden. Der BDG hat in diesem Zusammenhang die gießereispezifische Lösung zur Ermittlung von PCFs von Gussprodukten vorangetrieben. Im Fokus steht das Ziel, FRED bei den Automotive-OEMs als zertifizierten PCF-Kalkulator zu etablieren. Die Erfassung der Daten erfolgte daher von Anfang an regelkonform zum Rulebook der OEM-Datenplattform Catena-X, bei der FRED seit April 2023 Mitglied ist. Es finden kontinuierlich Gespräche mit den Verbänden aus dem Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau, aber auch mit den Unternehmen selbst statt, um die Vorteile von FRED zu kommunizieren. Die Methodik zur PCF-Berechnung wurde von BMW und ZF bestätigt und ist durch GUTcert nach DIN EN ISO 14067 zertifiziert. Derzeit wird die Methodik für die Kalkulation des CCF auch nach DIN EN ISO 14064 validiert.

FRED wird kontinuierlich weiterentwickelt und vom Beirat begleitet
Das Update, das Ende August live geschaltet wurde, umfasste zusätzliche bzw. verbesserte Funktionen: die Emissionsberechnung nach Fläche, Zeit oder Stück, den Input von mehreren Vormaterialien an mehreren Stellen, das Zusammenführen von PCFs, die Unterscheidung von Scopes für Strom, Gas und andere Inputs (Vorkettenausweis), die Angabe biogener Emissionen, die Berechnung der Gesamtqualität, die Darstellung der Masse der einzelnen Prozessschritte und Materialien in der Ergebnisansicht. Die Verbände begleiten FRED aber weiter. Erst Mitte September wurden auf der Beiratssitzung weitere Verbesserungsmöglichkeiten identifiziert. Der Rat von Elke Radtke: „Nicht warten – starten. FRED hat das Potenzial, die Gießereien fit für die Zukunft zu machen.“

www.guss.de  
 

zurück zur Übersicht